Systemische Kinder- und Jugendlichentherapie
Unser Curriculum vermittelt zertifizierten systemischen TherapeutInnen und BeraterInnen ein reichhaltiges Verständnis-, Methoden- und Handlungsspektrum in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dazu gehört auch die Erarbeitung von störungsspezifischem und entwicklungspsychologischem Wissen. Außerdem sollen sie dazu befähigt werden, qualifizierte therapeutische Einzelarbeit mit Kindern und Jugendlichen durchzuführen, in unterschiedlichen professionellen Kontexten zusätzlich zur Arbeit mit dem Gesamtsystem oder mit Subsystemen.
Termine
In Planung | |
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Kosten
In Planung
Veranstaltungsorte
INSA-Berlin GmbH | |
Alt-Moabit 91 b | |
10559 Berlin (Gelände Focus Teleport) |
Anerkennung als „Systemische Therapeutin“ (DGSF/SG) oder „Systemische Beraterin“ (DGSF/SG).
Eine abgeschlossene Berufsausbildung im psychosozialen Bereich und eine mindestens 3-jährige Praxiserfahrung.
Möglichkeiten zur Umsetzung systemischer/familientherapeutischer Vorgehensweisen mit Kindern und Jugendlichen.
Bei Nichterfüllung einzelner Kriterien sind in begründeten Einzelfällen Ausnahmen möglich.
Die vorläufige Zulassung zur Weiterbildung erfolgt nach einem Bewerbungsgespräch mit der Kursleitung. Die endgültige Zulassung zur Weiterbildung erfolgt mit Vertragsabschluss am Ende des Einführungsseminars (1. Block). Ein Termin zum Bewerbungsgespräch kann jederzeit vereinbart werden.
Vor dem Bewerbungsgespräch ist der entsprechende Fragebogen auszufüllen und direkt über die Homepage an das Institut zu senden. Sie finden Ihn unter„Antrag“ (der Antrag ist noch keine Anmeldung).
Unser Verständnis von systemischer Therapie mit Kindern und Jugendlichen ist eng verbunden mit dem Wachstumsmodell von Virginia Satir. Weitere Entwicklungs- und Therapiekonzepte, die unsere therapeutische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien sowie unsere Ausbildungsinhalte und Vermittlungsformen beeinflusst oder bestärkt haben, wurden begründet und veröffentlicht u.a. von Fritz Perls, Violet Oaklander, Albert Pesso, Jean Houston, Jack L. Rosenberg, Samuel Widmer, Milton Erickson, M. Selvini Palazzoli.
Persönliches Wachstum ist nur dann möglich, wenn die Eigenschaften und Fähigkeiten eines Kindes oder eines Erwachsenen, eines Paares oder einer Familie gut zusammenwirken können und integriert sind. Integrativ mit einem Kind zu arbeiten bedeutet auf Entdeckungsreise zu gehen, in das Reich der inneren Schätze und Werte, die aufgrund von Verletzungen versteckt und gut geschützt sind.
Kinder und Jugendliche werden gerne als „Symptomträger“ bezeichnet. Symptome sind in unserem Verständnis Indikatoren für familiendynamische Strukturen, die zumindest für eine/n der Beteiligten veränderungsbedürftig erscheinen. Ein unbestrittenes Verdienst der systemischen Familientherapie ist die erkenntnistheoretische und therapeutische Erschließung dieser Zusammenhänge.
Die ganze Familie im Setting zu versammeln, zu erleben, dabei „ganzheitlich“ zu intervenieren, war der große Paradigmenwechsel im Vergleich mit einzeltherapeutischen Vorgehensweisen, bei denen die „Störung“ als Problem eines Individuums konstruiert wurde (und wird). Die Variation des Behandlungssettings erwies sich als sehr brauchbar und effizient. Die Arbeit mit unterschiedlichen familialen Subsystemen bis hin zum Einzelsetting, das Einbeziehen mehrerer Generationen oder der Einbezug außerfamilialer Kontexte erwiesen sich – genauso wie die Arbeit mit mehreren Familien gleichzeitig – als große Bereicherung der therapeutischen Möglichkeiten. Mehr und mehr wurde die Wahl des besten Eröffnungssettings zur wichtigen Kompetenz.
Nach wie vor ist bei Systemikern diese Grundhaltung unbestrittener Konsens: Bei oft komplexen Leitsymptomen und psychosomatischen Störungen der als Symptomträger fungierenden Kinder und Jugendlichen dürfen wir nicht in die „Falle“ der ausschließlichen Behandlung der Kinder und Jugendlichen gehen. Eine die Einzeltherapie begleitende Elternberatung allein reicht häufig nicht.
Bei aller Komplexität hat die therapeutische (Einzel-)Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in diesem Setting in der Vergangenheit eher ein Randdasein geführt – sowohl was die Ausbildung angeht als auch in der Entwicklung geeigneter Methoden. Dennoch existiert in der systemischen Praxis diesbezüglich ein beträchtliches Erfahrungswissen, das es nun zu kommunizieren und in Ausbildungsgänge zu integrieren gilt.
Dazu wollen wir mit dieser Weiterbildung einen Beitrag leisten
Unabhängig vom Zuweisungskontext gilt es zunächst, eine „Wachstumserlaubnis“ des Kindes seitens der Familie (hier meist der Eltern) zu erarbeiten. Eine Entlassung des Kindes oder besser seines Symptoms aus der Homöostase stiftenden Funktion im Familiensystem ist ohne diese Erlaubnis prognostisch nur von kurzem Effekt und hat in der Regel eher Symptomverschiebungen zur Folge.
Auf dieser Grundlage ist eine Arbeit mit individuell stimmigen und alters- und kindspezifischen Methoden von großer Bedeutung. Dies betrifft auch die Ausgestaltung der Arbeitsumgebung.
Unter solchen Umständen kann manifestiertes negatives Selbsterleben der Kinder und Jugendlichen durch wachstums-, lösungs- und ressourcenorientiertes Arbeiten aufgeweicht werden. Das verändert positiv sowohl das Selbstbild des Kindes als auch die Außenwahrnehmung des Kindes durch die Eltern und darüber hinaus auch die anderen Bezugspersonen. Dies ist immer auch eine Reise durch die Welt der kindlichen Gefühle.
Zu Beginn begegnet uns fast immer Angst oder Trotz. Weiter geht die Öffnung des Kindes nur, wenn wir ihm diese Schutzmechanismen verbunden mit den Symptomen nicht nehmen. Das Selbstvertrauen in verschüttete, wiederentdeckte oder ganz neue Eigenschaften, Fähigkeiten und Gefühle wird erhöht – indem wir hinzufügen und beschenken.
So kommt es zu Wachstumsprozessen, die nachhaltig wirken und belastbar sind. Dazu benötigen Kinder und Jugendliche unter Umständen einen „eigenen Raum“ im Einzelsetting, in dem ihre je eigene Sicht die maßgebliche ist und zum Tragen kommt. Unerlässlich ist dies z.B. bei Traumatisierungen oder psychischer Erkrankung der Eltern. Die Erfahrung zeigt, dass Symptome in starker Ausprägung auch nach Wegfall der ursprünglichen Funktion noch ein „Eigenleben“ führen können und das System weiter beeinflussen. Sie sind dann ein Risikofaktor.
Das therapeutische Einzelsetting, aber auch die Einzelarbeit mit Kindern und Jugendlichen in Anwesenheit der Eltern, sind gute Möglichkeiten, damit Kinder in der Therapie oder Beratung „ihre Stimme erheben“ können und mit ihren Bedürfnissen und Nöten aber auch ihren Ressourcen gesehen werden.
Familiensysteme oder überweisende Systeme schreiben oft Symptome so zu, als „hätten“ Kinder diese Symptome und Probleme. An dieses Vorgehen dockt systemische Kinder-und Jugendlichen-Therapie an. Auch wenn Verantwortung delegiert wird, praktizieren Erwachsene damit Verantwortung; im besten Fall wird damit auch das aktuellen Leiden der Kinder gewürdigt und damit ein Beitrag zu deren Entlastung geleistet. Mit der Erlaubnis zur Behandlung wird auch die eigene Mitverantwortung für die aktuelle Situation kommuniziert und gleichzeitig Zutrauen und Verständnis vermittelt.
Pädagogen, Psychologen und Mediziner mit einer abgeschlossenen systemischen Berater- oder Therapieweiterbildung
Die Aufbauweiterbildung „Systemische Kinder- und Jugendlichen-Therapie“ gibt ausgebildeten Systemischen Berater*innen und Systemischen Therapeut*innen die Möglichkeit, sich im Feld der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen weiter zu qualifizieren und zu spezialisieren. Die Praxis zeigt, dass in vielen beratenden und therapeutischen Arbeitsbereichen eine Erweiterung der familienorientierte Vorgehensweise mit den speziellen Aspekten der systemischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sinnvoll ist.
Theorie und Methodik (mind. 100 UE)
Die Inhalte der Weiterbildung werden in insgesamt 7 Blöcke zu je 3 Tagen am Wochenende vermittelt.
Die Theorie/Methodik wird je Block an den ersten zwei Tagen vermittelt (Ausnahme die Selbsterfahrung im 4. Block).
Die Weiterbildung endet inhaltlich mit dem Abschlusskolloquium.
Systemische Supervision (mind. 50 UE)
Die systemische Supervision ist in die Seminarblöcke integriert und findet an den Wochenenden jeweils am Sonntag in der Zeit von 10-17 Uhr mit einer einstündigen Pause statt (Abschlusssupervision=10 UE).
Während der Weiterbildung muss mindestens eine (1) Arbeitssitzung (Live, Video oder Audio) vorgestellt werden.
Selbsterfahrung (mind. 30 UE)
Neben den Selbsterfahrungsanteilen in den Theorie-/Methodikseminaren und der Supervision ist der 4. Block ausschließlich der Selbsterfahrung vorbehalten.
Therapeutische Praxis/ Beratungspraxis (mind. 100 UE)
Der/die Weiterbildungsteilnehmer*in führt (bis spätestens 2 Jahre nach Beendigung der Weiterbildung) mindestens 100 Beratungs- bzw. Therapiestunden (1 Therapiestunde = 45 Minuten) unter begleitender Supervision durch.
Die während der Weiterbildung durchgeführten Beratungen/Therapien werden bzgl. der zentralen Prozesse und der Interventionen dokumentiert.
Der/die Weiterbildungsteilnehmer*in weist zwei ausführlich dokumentierte abgeschlossene Beratungsprozesse nach, von denen einer mind. 10 Sitzungen umfasst.
Peer-oder Intervisionsgruppen (mind. 50 UE)
Zu Beginn der Weiterbildung werden mehrere Peer-/Intervisionsgruppen (Gruppengröße: 3 – 4 Teinehmer*innen) gebildet, die sich nach eigener Terminabsprache und außerhalb der Seminarzeiten treffen. Ziele der Intervisionsgruppenarbeit sind die Vorbereitung der Seminare, die Vertiefung der Seminarinhalte und Intervision. Der Gesamtumfang der Peer-/Intervisionsgruppenarbeit umfasst 50 UE und muss dokumentiert werden.
Alle Seminare vereinigen theoretische Wissensvermittlung, methodisches Üben und Selbsterfahrung. Ein neuer Themenbereich wird oft durch Selbsterfahrung im Gruppenprozess oder als Arbeit mit einem/r Teilnehmenden innerhalb der Gruppe erfahrbar und beobachtbar gemacht.
Methoden und Techniken werden praktisch und in einem strukturierten Setting in Form von Rollenspielen und Gesprächs- und Behandlungssimulationen erprobt. Solche Übungen können in der Gesamtgruppe, in Kleingruppen oder in Triaden durchgeführt werden, wobei die Lehrtherapeut*innen selbst oder die Supervisor*innen unterstützend mitwirken können. Nichtakteure erhalten Beobachtungsaufgaben, die in die Analyse und Auswertung einfließen.
Videomitschnitte dienen der Analyse von Mikroprozessen und non-verbalen Ereignissen.
Die theoretische Wissensvermittlung erfolgt durch Lectures und Mini-Lectures einerseits und kurze Kleingruppenreferate andererseits. Visualisierungstechniken und Videolehrbänder werden zur Lernoptimierung eingesetzt.
In der Supervision wird das Einbringen von Videoaufnahmen von den Teilnehmer*innen erwartet.